Sonntag, 10. März 2013

- 684 - Ich sah die ganze Welt

Mein ganzes Leben sah ich die Welt, aus dem kleinen Zimmer raus,
Das Fenster war nicht gerade groß, doch mein Blick streckte sich weit hinaus.
Ich konnte die Jahreszeiten sehen,
Menschen Hand in Hand dort gehen.


 
Ich konnte Vögel den Himmel erobern hören,
Wo Winde zum Tanz der Bäume gehören.
Und mein ganzes Leben sah ich diese Welt, aus einem kleinen Raum,
Doch meine Haut wurde nie geküsst, denn zu spüren vermag ich kaum.


 
Den Regen den ich so oft schon sah,
Der Schnee der Teil meiner Träume war.
Die Sonne die in hellen Strahlen fällt,
Jeder Moment dort draußen in dieser Welt.


 
Mein ganzes Leben sitze ich in diesem kleinen Zimmer,
Und von innen hört niemand dies Gewimmer.
Das Weinen und Rollen von endlosen Tränen,
Weil wir uns niemals begegnen.


 
Denn wer schaut in ein kleines Fenster, wenn die Welt einem zu Füßen liegt,
Wenn der kleine Vogel hoch in den Himmel fliegt.
Wer hätte da noch Zeit sich an Räume zu binden,
Wo Tränen und Einsamkeit in der Stille verschwinden.


 
Ich saß mein ganzes Leben in diesem Raum, habe wahrlich alles gesehen,
Doch habe ich nie nur einen Moment davon gespürt und werde es niemals mehr verstehen.
Aus meinem Raum heraus werde ich nie mehr treten, denn es ist stets fest verschlossen,
Und vielleicht fühlt sich so der Regen an, wie jene Tränen von mir vergossen.


 
Ich sitze hier in diesem kleinen Raum und sehe die ganze Welt,
Doch sah ich niemals den Grundstein und die Mauer die mich hier gefangen hält.


Und ich wünschte mir nur einmal,
Den frischen Wind auf meiner Haut zu spüren.


 
Doch ich bin ein Gefangener,
Ein Gefangener in mir selbst.

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