Ich mache mir viele Gedanken über andere
Menschen, erst gestern musste ich wieder realisieren wie wichtig mir das Wohl
anderer ist. Dabei schreibe ich mir selbst keinerlei Wert zu, es ist nicht so
als wüsste ich nicht was ich anderen Menschen bedeute, nur mir selbst bedeute
ich eben nichts. Es scheint äußerst paradox zu wirken, besonders auf Menschen
die mich 'kennen'. Gerade weil ich ein wirklich lebensfroher und
rechtschaffender Mensch bin. Ich setze mich für andere ein, versuche ihnen ein
Lächeln zu schenken und bringe traurige Menschen wieder zum Lachen. Ich liebe
die Natur und ich liebe dieses Leben, denn es fehlt mir doch an nichts. Klar
gibt es immer mal wieder etwas, was ich möchte, was ich mir wünsche oder
ersehne, dennoch fehlt mir nichts im Leben. Ich habe eine tolle Familie, gute
Freunde auf die ich bauen kann und einige Menschen die mir sehr am Herzen
liegen. Wie kann ich mir dabei dann so egal sein? Manchmal kommt es mir so vor als wäre
es kein großer Verlust, wenn es mich nicht mehr geben würde. Vielleicht für
andere aber nicht für mich. Ich selbst empfinde es als keinen Verlust. Die Welt
wird sich auch ohne mich drehen, die Menschen werden auch ohne mich lachen
können.
Vermutlich finde ich meinen einzigen Sinn
darin, anderen Menschen etwas Glück, Geborgenheit, Verständnis und Liebe
entgegenzubringen, nicht weil ich denke ich müsste es tun damit es ihnen besser
geht, sondern weil ich es wirklich so möchte. Irgendwie denke ich dass wir alle
denselben Wert haben, nur schreiben wir den Menschen einen anderen emotionalen
Wert zu. Das Wohl anderer hatte immer hohe Priorität in meinem Leben, welchen
Sinn sollte es denn machen wenn wir einfach nur vor uns in den Tag leben. Ich
empfinde ein Leben welches man nur für sich selbst lebt als nicht lohnenswert.
Sollte es nicht immer wichtig sein, für seine Mitmenschen da zu sein. Es geht
nicht immer darum seine eigene Meinung durchzusetzen, es geht darum die
Sichtweise anderer Menschen zu verstehen, auf sie einzugehen und etwas von
ihnen zu lernen. Wir sollten uns sicherlich nicht immer anderen Menschen
beugen, aber es würde vieles in der Welt einfacher machen, wenn man nicht
ständig darauf beharren würde wer nun eigentlich recht hat und wer nicht.
Ich mache mir grundsätzlich Gedanken über
andere Menschen, ich höre ihnen gerne zu und rede selten von mir selbst. Ich
will mich anderen Menschen ungern aufzwingen, vielleicht liegt es auch an
meinem Großvater, denn von dem habe ich einiges abgekupfert. Es geht nicht
darum schwach zu wirken, aber ebenso wie mein Großvater, möchte ich ungern
Mitleid erregen. Ich habe Probleme mich anderen Menschen komplett zu öffnen,
mich ihnen anzuvertrauen und ihnen zu sagen worüber ich mir denn alles Gedanken
mache. Dabei mache ich mir ständig Gedanken wodurch ich auch unglaublich wenig
schlafe. Es kommt wirklich selten vor wo ich richtig über mich selbst spreche,
fast jedes Mal wenn ich mit Freunden telefoniere höre ich ihnen zu. Wenn sie
Probleme haben dann sind sie bei mir richtig denn ich widme mich ihnen und
versuche ihnen zu helfen. Ich nehme mir Zeit für sie, denn ich denke jeder
Mensch braucht eine Bezugsperson, jeder Mensch.
Sogar ich bräuchte eine Bezugsperson mit der
ich immer über alles reden könnte aber in der letzten Zeit ist es einfach
schwierig für mich. Klar gibt es Menschen mit denen ich über vieles oder
eigentlich alles reden könnte aber tue ich es auch? Eher nicht. Ich bin
deswegen nicht einmal unzufrieden, es ist okay so. Ich brauche mich anderen
Menschen nicht aufzwingen oder anvertrauen, sie haben ihre eigenen Probleme da
muss man sich meine nicht auch noch geben. Vermutlich sind es einfach nur
Probleme über die man nicht einmal nachdenken sollte. Probleme die im Gegensatz
zu anderen nicht einmal als Probleme gelten.
Ich schätze es wird immer okay für mich sein
mich anderen nie wirklich anvertrauen zu können, ich bin nicht der Typ Mensch
der daran kaputt geht oder daran zerbrechen könnte. Ich nehme manches dann eben
für den Zeitpunkt als gegeben hin. Hauptsache ich kann anderen Menschen dabei
helfen ihr Glück zu finden, vielleicht kann ich ihnen etwas Sicherheit im Leben
verschaffen und ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Mehr brauche ich nicht um
glücklich zu sein. Mehr brauche ich nicht.
Du guter Menschenbruder Du, brauchst Du wirklich nicht mehr? Es ist leicht der "Freund" vieler Menschen zu sein, solange Du Dich selbst nicht anderen Menschen öffnest und zeigst. Du umfliesst sie gleichsam mit Deinen Gefühlen und Gedanken, aber sie finden in diesen keinen wirklichen Widerstand, an dem sie sich selber bewusster erlebend ihrem Leben eine entscheidende Zielrichtung geben können. Sie mögen den Augenblick mit Dir geniessen, aber ausser einem augenblicklichen Wohlempfinden, welche tragenden gestaltenden Impulse können sie aus diesem Wohlsein in ihr Leben herüber nehmen?
AntwortenLöschenIst es nicht so, dass nur an der konturierten Stellungnahme zu einer Fragestellung, vielleicht zu einer Notlage der andere Mensch sich soweit zu spüren bekommt, dass er daraus eine Kehrtwendung für sein weiteres Leben abzuleiten vermag. Mit solcher Stellungnahme muss Du Dich selber aber auch immer wenigstens ein wenig selber zeigen.
Solange Du Dich nicht selber zeigst kannst Du den guten Menschenbruder spielen, der zu sein Dich befriedigt, Dich in einem unbewussten Egoismus durch träumende Zeit und letztlich unverbindlichen Raum dahin floaten lässt.
"Freund" Du fürchtest tief in Dir die Kontur. Das Leben findet auch in dunklen Tälern der Trennung statt und nicht nur auf überschwenglichen Höhen.
Am inneren und äusseren Widerstand reift der Mensch in seine Ich-Persönlichkeit hinein. Wer sich selber aber nicht zeigt, der kann auch auf keinen wirklichen Widerstand treffen, an dem er sich reiben kann und innerlich wachsen lernt.
Wie soll ein anderer Mensch Dich je lieben lernen, wenn Du ihm nicht Dein tieferes Herz öffnest und Dich zeigst in dem, was Du für ihn empfindest, wenn Du nicht auch wagst Dich in Deiner Unvollkommenheit zu zeigen.
Das Leben ist ein stürmischer Ozean. Lerne den Sturm kennen, indem Du Dich zeigst und die Liebe wird Dich finden.
Ich grüsse Dich,
Bernhard