Manchmal
habe ich das Gefühl als könnte ich in meinen Gedanken baden, ja ich möchte sie
alle ein zweites Mal denken nur um zu wissen was sich nun an meiner Sichtweise
verändert hat. Langsam lege ich mich in diese durchsichtige und doch so
dickflüssige Masse meiner Gedanken hinein, ich bin aufgeregt und mein Herz
schlägt schneller. Es ist ein berauschendes Gefühl denn es wirkt so unbekannt
obwohl ich sie alle bereits einmal dachte. Ich lasse mich treiben, denn sie
werden in endlosen Massen angespült und angespült, meine Gedanken bilden Wellen
und aus ihren Wellen entstehen Tsunamis. Sie wollen mich begraben und
überschwemmen doch habe ich keine Angst, es war mein Ziel und ich tauche tiefer
in meine Gedanken hinein. Mir fehlt kein Atem, denn an diesen Ort wird keiner
benötigt, es fehlt mir nicht an Essen, denn dafür bleibt keine Zeit. Ich tauche
ab und grabe mich in der dickflüssigen Masse meiner Gedanken tiefer und tiefer,
die Oberfläche habe ich bereits unzählige Male ergründet, doch tiefer tiefer,
dort wandeln sie, meine dunkelsten Geheimnisse. Ich möchte mich nicht fürchten,
ich will mich nicht schämen und so tue ich es auch nicht, mein Herz schlägt und
ich schlage mich durch die Massen. Und obwohl ihre Durchsichtigkeit mich weit
blicken lässt, so lässt es mich nicht bis zum Ende sehen. Ich wühle mich immer
tiefer hinein - in Gedanken meiner Kindheit, in Gedanken meiner Jugend, in die
Gedanken aus dem Hier und an die Gedanken aus dem Jetzt - so tief es eben geht.
Doch ich zittere, nicht weil mein Körper es so will, nicht weil es mein Körper
muss, ich zittere weil meine Gedanken beben. Sie öffnen sich und bilden eine
Große Schlucht und dort wo sie sich spalten, dort wandel ich. Ich falle und
falle, immer tiefer und tiefer in die Untiefen meines Seins und meiner Gedanken,
mir wachsen Flügel und ich breche mit Schallgeschwindigkeit in sie erneut
hinein. Meine Gedanken wollen mich wie einen Virus aussondern, gehöre ich hier
nicht her, bin ich nur ein Fremder in meinen eigenen Gedanken. Sie wollen mich
ausspucken und entfernen, je tiefer ich komme, desto größer wird die Gegenwehr.
Ich fliege mit meinen Flügeln immer wieder im Sturzflug in meine Gedanken
hinein, ich pralle dagegen, ich sinke ein und werde ausgesondert. Bin ich der
einzige Fleck in ihrer Durchsichtigkeit, ich gehöre hier einfach nicht hin. Und
am Ende, gegen jede Gegenwehr, lass ich mich einfach fallen, willenlos, denn mein
Wille wurde mir geraubt, bleibt es mir verwehrt meine eigenen Gedanken zu
erforschen. Nicht weil ich nicht bereit wäre sie noch einmal zu verarbeiten,
sondern weil meine Gedanken noch nicht bereit sind verarbeitet zu werden. Denn
wir müssen erkennen dass wir wenn wir etwas verarbeiten auch abschließen.
Vielleicht würden unsere Gedanken archiviert werden, in den großen Ordnern
meines Seins verbucht werden, dort einstauben und nie mehr gedacht werden.
Während ich so falle, zwischen den großen Mauern meiner Gedanken, dort sinke
ich hinein in einen goldenen Teich, der das Ende dieser Schlucht zu sein
scheint. Es verglüht mir meine Haut und ich versenge mir all mein Haar. Meine
Hände strecken sich dem Anfang dieser Schlucht zu und meine Gelenke versteifen.
Ich sinke und tauche immer weiter in diesen Teich aus flüssigem Gold. Ich werde
zu einer Statue und einem weiteren Relikt in den großen Kammern meiner
Gedanken, ja in der großen Schlucht meiner Gedanken. Und erneut fallen die zwei
Wände dieser Gedankenschlucht ineinander und begraben mich unter ihnen. So tief
habe ich mich in meinen Gedanken verloren, dass ich selbst nur ein weiteres
Relikt werde. Ich habe vergessen zu sein und mein Sein hat mich vergessen. Wir
sind zwei Fremde, ich stehe als Statue in den leeren Kammern meiner überfüllten
Gedanken während du, ja du mein Sein an der Oberfläche alles Denkens wandelt.
Wir sind uns fremd, ja wir sind einfach nur zwei völlig Fremde.
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